
Pestheim -
Behold
The Coming Age Of Darkness (05.02.2015)
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Im
siebten Jahr des Bestehens des Bandprojektes Pestheim erscheint ein neues Album
und was 2008 auf eine einzelne Seite in einem leeren Buch geschrieben wurde,
füllt nun schon ganze Bände. Doch, so muss man sagen, der musikalische Weg
hinter Pestheim ist ein Labyrinth mit vielen Gängen, so ist der nimmermüde und
rastlose Kopf hinter Pestheim MH Frost schon Ende der 80èr Jahre in einer Punk
Rock Band sehr aktiv, doch seine wahre Bestimmung findet der junge Musiker etwa
eine Dekade später, als er 1997 das Black Metal Projekt Amaducias ins Leben
ruft. Mit "Hail The Eternal Darkness" veröffentlicht die Band ihr erstes
Demoptape, doch schon nach einigen Besetzungswechseln kommt es 1999 zur
Namensänderung. Mit Nahema schreibt Frost ein neues Kapitel in seinem Buch, noch
im selben Jahr erscheint das Demo "The Secret Empire of Immortality", dieses
soll den Musikern einen Plattenvertrag bescheren, aber aufgrund von schweren
Differenzen mit dem Label kommt es 2000 zum frühzeitigen Tod der Band. Doch wo
Schatten ist, da ist auch ein Licht uns so gründet MH Frost, die gleichnamige
Band Frost, die auch ein Ein-Mann-Projekt ist. Viele Seiten füllt der Musiker in
seinem Buch und einiges an Veröffentlichungen erblickt das Licht der Welt, doch
auch dieses Kapitel schließt der musikalische Visionär zwischen 2007/08 ab, aber
nicht ohne eine neue Seite auf zu schlagen. Die neue Band hört auf den Namen
Valgar und kann sich nur kurze Zeit halten, auch wenn die Musiker es noch
schaffen "Symphony of Blasphemy" zu veröffentlichen, so sind die Differenzen
innerhalb der Band doch unüberbrückbar. Zu diesem Zeitpunkt startet Frost sein
Projekt Pestheim, welches bis heute besteht und auf diverse Veröffentlichungen
zurückblicken kann. 2014 erscheint "In the mysterious Depths of the Forest",
welches bei New-Metal-Media recht gut abschneidet. Zudem nimmt der Musiker
einige neue Seiten in Angriff, die mit neuen Ideen gefüllt werden wollen, hierzu
werden wir auf alle Fälle noch einmal ausführlich berichten. Nun gibt es aber
ein neues Werk von Pestheim, mit "Behold The Coming Age Of Darkness"
lässt der Musiker noch einmal die letzten Jahre Revue passieren, allerdings wer
jetzt eine Art zusammen gewürfelten Misch Masch erwartet, der muss an dieser
Stelle schon einmal enttäuscht werden. MH Frost hat die Songs als Querschnitt
seines Schaffens zusammen gestellt und nimmt uns mit auf eine lange und
beschwerliche Reise, durch seine musikalischen Gedanken, durch eine Welt, die er
sich selber erschaffen hat. Das Album ist in einer Kleinstauflage erschienen und
der Musiker ist neben den Instrumenten, dem Gesang auch für das komplette
Layout, des Silberlings verantwortlich. Leider sieht niemand, wenn du alles
alleine machst, weil du von keinem abhängig sein willst und wenn du musikalische
Freiheit genießen willst, deshalb erwähnen wir es einfach mal an dieser Stelle.
Ich beginne mit einigen Reviews gerne mit den technischen Einzelheiten und auch
hier werfe ich ganz einfach mal einen Blick auf die Trackliste, die mir 15 Songs
offenbart, da ich aber einige der Werke von Pestheim schon kenne, bin ich nicht
wirklich überrascht. "Nocturnal Blizzard" fungiert mit einer Länge von 46
Sekunden als Intro und ich bekomme fast das, was ich als Einstieg erwartet
hätte, neben dem Geräuschen von Wind, Wölfen und Krähen, gibt es noch ein
sanftes Gitarrenintro, welches aber direkt von "Dark Age of Plague" wieder
nieder gestampft wird. Der Song erschien im Ursprung 2009 auf der EP "On the
Wings of Medieval Darkness", wurde aber überarbeitet. Pestheim öffnet schon hier
einen düsteren Vorhang um einen Blick in die Vergangenheit, aber wohl auch in
die Zukunft zu werfen. Die Riffs sind betont dunkel gehalten, Schlagwerk und
Bass spur liegen auf einer Wellenlänge und greifen so in einander über. Diese
explosive Mischung wird durch den stimmlichen Funken von MH Frost zur Detonation
gebracht. Doch das möchte ich an dieser Stelle ganz kurz anschneiden Pestheim
gehören nicht zur leichten Kost und sind nicht für jeden zum verzehr geeignet,
deshalb sollte man sich schon ein wenig in den Silberling einhören. Fast
viereinhalb Minuten bieten auch hier einige Gelegenheiten dazu. "Kill your self"
war wenn ich mich nicht ganz irre auf der EP "Unholy War" von 2010 vertreten und
auch hier hat der Meister ein wenig an den Schrauben gedreht, ohne den Charakter
des Stückes komplett zu verleugnen, denn wie gewohnt geht es bei Pestheim hart
und roh zur Sache. Freunde des brachialen Black Metals kommen hier voll auf ihre
Kosten und deshalb sollte man auch hier ein wenig Zeit investieren, um den Song
komplett zu erfassen. "Dark Forest of Transylvania" kommt mir zwar bekannt vor,
aber ich möchte das an dieser Stelle nicht mit "Dark Woods of Transylvania" von
Anthems from the Winter Kingdom, welches 2011 erschien verwechseln, das Album
war im Übrigen eins der ersten welches mir von Pestheim in die Hände fiel. Der
Song selber ist schnell und roh gehalten, die Stimme ist diabolisch düster und
passt sich dem umgebenden Sound an. Auch hier werden Fans der galoppierenden
Riffs und eines wirbelnden Schlagzeugs ihre helle Freude haben. Achtung Cover
Alarm "Black Metal ist Krieg" - na wer hätte es gedacht, stammt im Original von
Nagaroth und auch wenn Pestheim, eine eigene Auslegung des Songs pflegen, so ist
die Umsetzung doch gut gelungen. Es ist das was ich von dem Musiker erwartet
habe und so stört mich eine gewisse Auslegung und musikalische Eigenumsetzung
nicht im Geringsten. Wenn man den Namen Burzum hört, dann stellen sich bei den
Meisten die Nackenhaare auf und es werden endlose Diskussionen über politische
Gesinnungen eröffnet, ich möchte dies mal an dieser Stelle komplett vermeiden,
denn es geht hier nicht um rassistisches Denken, sondern lediglich um den Song
"War" und dieser stammt nun mal im Original von der oben genannten Band. Auch
wenn ich selber nicht unbedingt ein Fan der Schwarzmetaller bin, so ist die
Umsetzung doch auch hier gut gelungen und ein wenig musikalische Freiheit sollte
schon erlaubt sein. "Welcome to Eternity" war mir jetzt nicht auf Anhieb
bekannt, so dass es auf dieser Platte auch Neues zu entdecken gab. Hier bin ich
anfänglich sogar fast geschockt, denn die Riffs klingen ein wenig nach bestem
Heavy Metal und sind rockig und solide ausgeführt. Man würde jetzt nicht in
erster Linie Black Metal dahinter vermuten, dies ändert sich natürlich mit dem
Einsatz des Gesangs. Trotzdem wirkt der Track von Grund auf melodiöser und
ausgeschmückter als die Vorgänger und für jemanden, der alles alleine auf die
Beine stellt, ist diese Umsetzung schon eine gewaltige Sache. Darf am eigentlich
im Black Metal sagen, das einem eine Stück gefällt? Na gut ich mache es einfach
mal, denn "Welcome to Erternity" lief hier doch einige Male und das wohl nicht
ganz ohne Grund. "Vampirism (The Cult of Undead)" stammt vom letzten Album In the mysterious Depths of the Forest und schnitt
dort schon gut bei uns ab, die Riffs sind hier sehr gut ausgespielt und die
Geschwindigkeit bewegt sich in einem mittleren Tempo, was dazu verleitet, den
Nacken zu beanspruchen. Auch wenn das Schlagwerk ein wenig gewöhnungsbedürftig
ist, so ist der Song doch eine Art Tür in ein neues Zeitalter von Pestheim und
jeder der die Gelegenheit hat, sollte diesen Weg ein Stück begleiten. "Ritus
Sacrificium" bestätigt das was ich über die Tür sagte, denn der Song geht zwar
einen sehr rohen und holprigen Weg, zeigt aber ganz gut die Bandbreite der
Spielweisen von Pestheim. So ist Black Metal ja nicht gleich Black Metal und
eine Schublade dafür zu finden, dürfte sehr schwer sein. Der Musiker nimmt den
Hörer über die gesamte Dauer des Silberlings mit auf eine Achterbahnfahrt und so
wird es nicht langweilig Behold The Coming Age Of Darkness zu ergründen.
"Winter Anthems" erschien bereits 2014 auf dem Album In the mysterious Depths of the Forest, aber auch
hier hat Pestheim ein wenig an den Schrauben gedreht, wer dies vergleichen
möchte, der sollte sich unbedingt beide Alben zulegen. Aber ich gehe mal über zu
"On the Wings of Immortality" und wie sollte es sein auch dieser Track
stammt vom Vorgängeralbum, allerdings auch hier in überarbeiteter Form. Die
Feinheiten sind zu erkennen und so gibt es auch an einer Wiederverwertung nichts
zu meckern, zumal es ja einen ganz guten Überblick über das gesamte Schaffen von
Pestheim gibt. Ich galube an dieser Stelle sollte ich mich mal kurz fassen, aber
bei 15 Songs ist das gar nicht so einfach und nach knappen 11, liegt noch ein
kleiner Weg vor mir. Also Aufbruch zu "Infernal Abyss" und hier wird es
bombastischer und gewaltiger als jemals zuvor, das Stück bietet eine klangliche
Fülle, die vorher so nicht bei Pestheim zu beobachten war. Die Riffs sind solide
ausgespielt, das Schlagwerk klingt sauber und schnell und zusammen mit der
Stimme ergibt sich ein ungeahnter moderner Klang. Ob das Pestheim so bei
behalten wird? Man darf gespannt sein, denn es ist bereits ein neues Album in
Planung. "Hateful Manifesto" tritt fast vollständig in die Fußstapfen des
Vorgängers, auch wenn es hier härter und roher zur Sache geht. Als Empfehlung
kann ich geben, sich diesen Song ganz als erstes anzuhören, denn er verbindet
die alten Zeiten mit den modernen und stellt somit ein Bindeglied zwischen
beiden Welten dar. Ich finde er drückt am Besten aus, welche Entwicklung über
die Jahre hinweg stattgefunden hat. "Cold Winter Moon" läutet die Vorletzte
Runde ein, wieder Krähen und wieder brachialer Sound, so langsam entwickle ich
mich zu einem Vollblutfan. Ich bin in diesem Fall wohl nicht das Maß aller
Dinge, aber mir als Musikliebhaber gefällt der Track und so finde ich auch
diesen empfehlenswert. Einen Abschluss finde ich mit "Purest Hatred" und dieser
ist jetzt auch nötig, denn wenn ich ehrlich bin, dann war es eine Reise durch
die Geschichte des Black Metals, es war ein Auf und Ab von Stilen und
Geschwindigkeiten, eine Art von wilder Achterbahnfahrt. Man möge mich an dieser
Stelle nicht negativ verstehen, denn ich liebe diesen Querschnitt durch das
Schaffen von Pestheim und kann es kaum erwarten, bis das neue Album erscheint.
Fazit:
Ein Buch darf man nicht nach dem Einband bewerten, man sollte jede einzelne
Seite ganz genau betrachten, denn ansonsten kann es sein, dass man Stellen
einfach überliest, ähnlich verhält es sich mit der Musik von Pestheim, es
handelt sich hierbei nicht um ein leichtes Konsumgut, sondern um eine kräftig
gewürzte Speise, die nicht jeder verträgt. Kenner und Experten sind hier gut
bedient, aber auch Fans, die einfach etwas neues entdecken wollen. Zugreifen
lohnt also, es heißt aber schnell sein, das die CD nur in einer Kleinstauflage
zu bekommen ist. Achja bevor ich es vergesse, es gibt noch zwei Bonustracks zu
entdecken, diese wollte ich euch aber nicht vorweg nehmen.
Line
Up:
MH Frost
Vocals, Keyboards, Guitar, Bass |
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Soundqualität: 8,5/10
Variation: 8,5/10
Cover: 8,5/10 Booklet: 0/10
Gesamt: 8,5/10
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